Lieber Foil als Finne

von Friederike Hiller

Course Racing, Sprint Slalom, Marathon: Drei mögliche Kurse, ein Equipment. Lena Erdil surft IQFoil. Dabei reizt sie nicht nur, dass IQFoil die neue olympische Windsurfklasse ist.

 

Foto: Kai Steimer

Im Juni 2020 ist die Windsurferin Lena Erdil aufs IQFoil umgestiegen. „Der Umstieg war recht einfach vom Equipment her“, sagt sie. Sobald sie abhebe, fahre es sich sehr gut. Um die totale Kontrolle zu haben, bedarf es aber viel Übung. Das Neue reizt sie. „Es gibt immer etwas zu lernen.“ Daher entscheidet sie sich immer häufiger fürs Foil anstatt für die Finne. Es sei denn, sie geht in die Welle. „Mit der Finne bin ich viel schneller als mit dem Foil. Aber das Fahrgefühl ist ein anderes“, berichtet Lena. Insbesondere beim böigen Leichtwind kann der Foil seine Vorteile ausspielen. „Der Foil gleitet einfach durch Windlöcher durch, mit der Finne bleibt man stehen.“ Insbesondere auf Seen sei das ein großer Vorteil. „Mit dem Foil kann man auch schneller, weitere Distanzen zurücklegen.“ Die Strecke von Kiel nach Eckernförde zu surfen, sei mit der Finne eher unrealistisch, mit dem Foil aber machbar. „Und mit dem Foil fliegt man früher als man mit der Finne gleiten kann“, schließt Lena die Liste der Vorzüge ab.

Foto: Kai Steimer

Mehr Strategie, längere Distanz

Das IQFoil ist für Lena Erdil aber nicht nur vom Material her interessant. Es hat ihr auch ein neues Ziel ermöglicht: die Olympischen Spiele. Die Unterstützung durch ihren Verein - den NRV (sie ist dort im NRV Olympic Team) - sowie den Seglerverband und die Möglichkeit, nun mit einer Trainerin trainieren zu können, seien toll.

Zudem sei die neue Klasse mit den drei Formaten Course Racing, Sprint-Slalom und Marathon abwechslungsreich. „Ich finde alle Formate gut.“ Den Slalom kenne sie bereits. „Da kann ich meine Erfahrung für Taktik und Starts nutzen“. Insbesondere das Course Racing sei eine neue Herausforderung für sie. „Ich war vorher noch nie auf solchen Kursen.“ Es gebe viel zu bedenken. „Da ist viel Strategie mit drin.“ Es mache ihr Spaß, wenn es nicht nur darum gehe, die Schnellste sein zu müssen, sondern es auch entscheidend sei, sich zu entscheiden, wann eine Wende sinnvoll ist und welcher Kurs zur Tonne der vielversprechendste.

Foto: Kai Steimer

Foil-Problem Seegras

Eine schöne Zeit auf Fehmarn beim Surf-Festival liegt hinter der Windsurferin. „Es war lustig und eine gute Möglichkeit mich mit den Marken, mit denen ich zusammenarbeite, zusammenzusetzen.“ Ein netter Wind machte die Zeit auch auf dem Wasser zu einem schönen Erlebnis - allerdings gab es „ auch viel Seegras“. Und da es zwar Seegras-Finnen, aber keine Seegras-Foils gibt, kann das zum Problem werden. „Richtige Regatten sollten nicht bei Seegras stattfinden“, sagt Lena und blickt damit auch zurück auf die Kieler Woche.

Foto: Kai Steimer

Wenn das Foil nicht abheben kann

So wichtig das Event für den Windsurfsport war, so beschwerlich waren die Bedingungen am ersten Tag. „Ich hatte Angst vor Seegras. Ich wusste, dass bei Ostwind im September alles voll mit Seegras ist“, berichtet sie. Dann kamen noch leichte Winde hinzu und so konnte sie mit dem Foil nicht abheben. „Ich konnte nicht mal mehr fliegen. Man steht einfach nur da. Das ist kein faires Rennen.“ Damit widerspreche sie auch den Meinungen, die davon ausgehen, dass ja alle mit den schwierigen Bedingungen zu kämpfen haben. „Ich trainiere nicht das ganze Jahr dafür, um dann Seegras ums Foil zu haben.“ Demotivierend und frustrierend fiel ihr Fazit daher nach dem ersten Tag aus. Doch weiterzukämpfen ist für Lena selbstverständlich. Und das Wetterglück kam zurück. Der Wind drehte und frischte auf. So konnte sie sich wieder auf die Dinge konzentrieren, die sie in der Hand hatte.

Foto: Kai Steimer

Erste IQFoil Regatta in Deutschland

Als Favoritin war Lena ins Rennen gegangen und sie holte sich auch den Sieg. Das sei ein extremer Druck. „Wenn ich gewinne, heißt es, das war ja klar.“ Aber wenn was schieflaufe, werde sich nur darauf konzentriert. Aber trotzdem beeinflusse es sie nicht wirklich.

„Es war cool, zum ersten Mal auf einer IQFoil Regatta in Deutschland anzutreten“, blickt Lena Erdil auf die positiven Aspekte der Regatta. Nicht nur die mediale Aufmerksamkeit für das neue olympische Windsurfen sei schön gewesen. Auch, dass das olympische Windsurfen wieder in Deutschland vertreten ist und dies nun der erste Stepp in der neuen Entwicklung war.

„Das könnte interessant werden“

Foto: Kai Steimer

An diesem Wochenende ist Lena wieder aufs Wasser. Es werden aktuell die Deutschen Meisterschaften im IQFoil vor Kiel ausgetragen - bei westlichen Winden: „zum Glück“. Aber es könnten bis zu 40 Knoten Wind. „Das könnte interessant werden“, sagte Lena im Vorfeld. Bisher war sie bei maximal 25 Knoten auf dem Wasser. Die Kraft im acht Quadratmeter Segel werde schwer kontrollierbar. „Das kriegt man nicht mehr zu.“

Danach geht es Ende Oktober zu den Europameisterschaften ins französische Revier vor Marseille. Auf die EM freue sie sich bereits sehr. Das Feld ist ihr von der WM bereits gut bekannt. „Das ist von der Besetzung her fast gleich.“ Zudem ist die EM die erste Regatta auf dem Meer, da die WM auf dem Silverplaner See ausgetragen wurde. „Im Winter habe ich viel auf dem Meer trainiert.“ Es werde spannend, ob in unterschiedliche Bedingungen auch unterschiedliche Surferinnen nach vorne fahren. Nicht zu vergessen, dass Marseille auch das olympische Segel/Surfrevier 2024 sein wird. Bisher war Lena dort noch nie surfen, daher kommt ihr ein Reviertest ganz gelegen.

Bildnachweis Titelfoto: Kai Steimer

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