Reite die Wellen deines Lebens
von Friederike Hiller
Ihre Leidenschaft hat Bettina Kohl durch alle Höhen und Tiefen ihres Lebens geführt. Seit über 30 Jahren ist die 51-jährige Feng-Shui Beraterin aus Hamburg Windsurferin, in den letzten acht Jahren hat sie das Segel immer häufiger gegen das Paddel eingetauscht und ist aufs SUP umgestiegen. Eine Entscheidung, die sie zur Erfüllung ihres Traumes brachte. Jetzt arbeitet sie an der Dokumentation: Betty Would Go. Ride Waves – Surf Life!
Geprägt vom Meer
„Ich bin leidenschaftliche Surferin. Das ist mein Leben.“ So wie Bettina Kohl mit ihrer Leidenschaft ihren Weg geht und aus dieser ihre Kraft schöpft – so inspiriert sie andere. Ihre Teilnahme an der SUP Weltmeisterschaft Ende vergangenen Jahres in China war für sie ein alter Traum. Bereits mit Anfang 20 wollte sie Profi-Windsurferin werden. Doch diese Sehnsucht drückte sie zunächst weg, widmete sich dem Job, der Familie, den Freunden. Doch wirklich losgelassen hat sie die Sehnsucht nie. Zwar habe es auch immer Phasen beim Surfen gegeben, in denen sie dachte: „Ich schmeiße alles hin.“ Doch, dass sie nicht ohne konnte, bemerkte sie, wenn sie eine Weile nicht auf dem Wasser war. Dann ging es ihr nicht besonders gut. Da das Surfen und nun das Stand-up-Paddling sie so lange Zeit ihres Lebens begleitet haben, hat sie das Meer besonders geprägt. „Wenn ich aufs Wasser gehe, bin ich total fokussiert, dann bin ich gedanklich ganz ruhig und ich will da einfach nur raus – vor allem bei tollen Wellen! Wenn ich diese dann abreite, bin ich ganz im Moment und bei mir.“

SUPen jederzeit und überall
Als Mutter kam sie zunächst immer weniger auf Wasser, bis das Stand-up-Paddling nach Deutschland kam. „Es ist einfach klasse, dass man es quasi jederzeit und überall, wo Wasser ist, machen kann – mit der ganzen Familie.“ Im dänischen Klitmöller probierte sie es aus und war sofort Feuer und Flamme. Viele Tage, an denen es keinen Wind gab, überbrückte sie nun mit Paddeln. Und als dann ihr Mann bei Contests startete, entfachte auch bei ihr wieder das Wettkampffieber. Sie gewann nicht nur zwei Mal hintereinander die Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften in der Disziplin Wave , sondern hatte damit auch plötzlich ein Ticket für die WM in der Tasche. So konnte sie sich 25 Jahre später ihren Traum von der WM doch noch verwirklichen. „Es war hochemotional da drüben“, berichtet sie von ihrer Zeit in China.

„Es war brutal“
Dort startete sie dann nicht nur in der Welle sondern auch noch spontan beim 18 Kilometer Long-Distance-Race. „Es war brutal – eine riesige Challenge, da ich nicht dafür trainiert hatte, doch ich schaffte es und war einfach nur mega glücklich. Ich war etwas über 3 Stunden unterwegs. Dann hast du echt Zeit und dann kommen auch Gedanken.“ Das seien aber keine Alltagsgedanken wie beispielsweise, was es noch zu erledigen gibt, vielmehr komme sie dann stark an ihre Emotionen ran. Das sei nicht nur auf längeren Strecken der Fall. Ebenso bei anderen intensiven Naturmomenten, wie beispielsweise beim Sonnenuntergang im Line-up, wenn dieser leerer ist und sie mehr für sich sein kann. Das berühre sie tief.

Die Wellen annehmen, wie sie kommen
Dass das Leben kein seichter Fluss sondern eine stürmische See sein kann – ein Auf und Ab der Wellen - musste die Hamburgerin 2017 erleben, als das schlimmste Ereignis ihres Lebens sie traf. Ihre Mutter nahm sich das Leben. „Sie ist an einem kalten Tag im Dunkeln ins Wasser gegangen“, berichtet Bettina. Das habe ihr einmal mehr gezeigt, wie sehr ihr eigenes Leben mit dem Element Wasser verbunden ist. „Sie war Seglerin und hat das Meer auch sehr geliebt. Ich vermisse Sie von ganzem Herzen und denke täglich an sie, insbesondere wenn ich auf dem Wasser bin.“
Für die Feng Shui Beraterin, die sich auch beruflich mit dem Flow beschäftigt, stand fest: „Egal was jetzt kommt, damit gehe ich.“ Das sei wie beim Surfen: Nicht gegen die Wellen kämpfen, sondern sie annehmen, wie sie kommen, mit ihnen gehen und sie möglichst kunstvoll reiten. Sie entschied sich, nicht aufzugeben, egal was kommt. „Ich bin tierisch neugierig auf das, was da draußen noch auf mich wartet und wohin mich dieser Weg führen wird.“

Mit der Natur verbinden und sie schützen
Nicht aufgeben, seinen Weg mutig gehen und den eigenen Traum zu verfolgen, das sind nicht die einzigen Botschaften der Dokumentation „Betty Would Go“, die Bettina Kohl zusammen mit der Filmemacherin Andrea Hausstätter zurzeit produziert. Denn sie möchte auch mehr Bewusstsein für die Natur erreichen - insbesondere für das Meer. „Es ist wichtig, dass wir uns wieder mehr mit der Natur verbinden und sie schützen.“ Das zeige auch Feng Shui: „Wenn die Energie im Fluss ist, dann kommst du mehr in deine Kraft – dann läuft es besser in deinem Leben.“ Das Meer als unser Lebenselixier spiele dabei eine wichtige Rolle – auch aus psychologischer Sicht.
„Es ist großartig, andere Menschen zu inspirieren“
„Surfen, inspirierende Stories und der Meeresschutz sind die großen Elemente des Filmprojekts“, fasst Bettina Kohl zusammen. „Jetzt bin ich auf einmal Filmproduzentin. Das habe ich vorher auch noch nie gemacht – was für eine unglaublich tolle Erfahrung.“, sagt sie lachend. Das Projekt belege momentan so ziemlich ihr ganzes Leben, denn den Film zu realisieren sei ein 7-Tage-Job. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für das Stand-up-Paddling. Allerdings wäre es ihr zurzeit ohnehin ein bisschen zu kalt. Und da der Film ein Herzensprojekt von ihr ist, möchte sie auch gerne die vielen Ideen umsetzen, die ihr kleines Filmteam noch im Kopf hat. „In hoher Qualität“, ergänzt sie. Dafür bedarf es allerdings weiterer Unterstützer. Die Finanzierung, die durchs Crowdfunding im vergangenen Jahr gewonnen wurde, müsse dafür noch weiter aufgestockt werden. „Jeder Beitrag ist wertvoll und wir sind für jeden Unterstützer von Herzen dankbar“, erklärt Bettina. Aber der Plan steht: Im Sommer soll die Dokumentation erscheinen. „Ich finde es großartig, andere Menschen zu inspirieren und dieses Projekt ist dabei ein Meilenstein für mich. Auch ich lasse mich immer wieder gerne inspirieren und erfahre jedes Mal wie wertvoll es ist für mein Leben.“
Bildernachweis: Bettina Kohl und Bilder aus Betty would go
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