Surfen mitten in der Stadt

von Friederike Hiller (Kommentare: 1)

Flusssurfen wie im Eisbach in München soll laut Plan einer Initiative auch bald in Hannover möglich sein. Die Leinewelle könnte das Surfen mitten in die Stadt bringen.

Die Idee kam dem Architekten und Gastronomen Heiko Heybey. „Ich habe lange nach einem passenden Platz für eine 'Stehende Welle' gesucht, aber das Leineufer schlägt alles: so zentral. Für mich wäre es ein absoluter Lebenstraum, morgens vor der Arbeit surfen zu gehen.“

Mit einer stehenden Welle lässt sich das Surfen vom Meer auf den Fluss und somit ins Binnenland verlegen. Muss der Fluss ein Hindernis am Grund umströmen, entsteht eine Welle. Während ein Wellenreiter im Meer, die Welle absurft und dabei eine Strecke zurücklegt, surft er auf einer stehenden Welle sozusagen auf der Stelle. Denn das Wasser fließt unter dem Surfer durch und schiebt ihn nicht an. Der Surfer kann von der Seite in die Welle springen und muss nicht hinter die Welle paddeln und diese bleibt konstant.

„Ich als verwurzelter Ur-Hannoveraner habe eigentlich immer davon geträumt, in einem Surfparadies zu leben. Jetzt Hannover dazu zu machen, finde ich genial“, erklärte Lutz Beyer (Designer Cybay New Media) in der Anfangsphase des Projekts 2013.

„Als langjährige Surfer, die aber leider aus Hannover immer lange fahren müssen, haben wir schon vor der ersten Pressemitteilung in wechselnden Gruppen hier und da mal nach natürlichen Flusswellen in der Umgebung gesucht. Leider gibt es da sehr wenig was sicher funktioniert, selbst bei Hochwasser. Schließlich hatten wir dann genug gesehen und uns genug Wissen erarbeitet um zu erkennen, dass ohne ein gebautes Projekt kein „Homespot“ zu haben ist.“

Deshalb haben sie sich zusammengeschlossen und mit viel Aufwand das Projekt Leinewelle ins Leben gerufen.

„Warum? Welcher Surfer träumt nicht von einem Spot vor der Haustür? Davon einfach mal kurz vor oder nach der Arbeit surfen zu können ohne mindestens ein Wochenende zu verplanen? Ich kenne keinen", berichtet er mit einem Augenzwinkern.

„Für mich persönlich war es immer ein Traum an einem Surfspot zu leben. Leider hat sich das beruflich und familiär nicht ergeben. In Konsequenz müssen wir uns eben nun einen Surfspot bauen. Die Surfcommunity in Hannover ist riesengroß, viele teilen diesen Traum. Wenn viele einen Traum haben, dann ist es einfacher, ihn Wirklichkeit werden zu lassen.“

Kanuten sind mit im Boot

Die Surfer bekamen schnell Unterstützung von den Kanuten. Nachdem der Verein Leinwelle das Konzept beim Kanu-Sport-Club präsentiert hatte, war dieser überzeugt. Erfreut äußerte sich Heiko Heybey: „Das Flusswellenforum hat gezeigt, wie gut die Gegebenheiten an unserem Standort sind und, dass wir problemlos auch auf die Belange des Kanusportes eingehen können. Wir sind begeistert, dass noch mehr Wassersportler einen Nutzen durch das Projekt haben. Das macht die Leinewelle für Hannover noch attraktiver."

Um die notwendigen Gespräche und Verhandlungen führen zu können, wurde aus dem Projekt ein Verein, dem als Gründungsmitglieder die Initiatoren Heiko Heybey, Sebastian Stern, Johannes Huwe, Lutz Beyer, Johannes Knoblauch, Lorenz Hansen und Stephan Krusch angehören.

Laut Vereinsangaben führte dies zum Erfolg. „In Kooperation mit der Verwaltung ist letztendlich ein besseres Konzept entstanden. Die Einbindung in die Stadt ist selbstverständlicher und einfacher, die Funktionalität besser und flexibler“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Für mich wäre es ein absoluter Lebenstraum, morgens vor der Arbeit surfen zu gehen.

Politische Unterstützung für die Leinewelle

Schließlich konnte sich der Verein im November 2015 über die politische Unterstützung freuen. „Dieses Projekt ist ein Beleg dafür, dass sich der Einsatz für kreative Ideen lohnt. Die Initiatoren haben ein schlüssiges Konzept vorgelegt, dessen Chancen und Risiken es im Sinne der Allgemeinheit nun gründlich abzuwägen gilt“, so Oberbürgermeister Stefan Schostok.

Dieses vom Bürgermeister gelobte Konzept sieht in seiner veränderten Form einen Standort unterhalb der Schlossbrücke vor. Dort sei die engste Stelle der Leine und damit die höchste Strömungsgeschwindigkeit, erklärten die Initiatoren. Ein neuer Kanueinstieg sei in Planung und dieser könne als Wassersporteinstieg genutzt werden.

Die Technik für die stehende Welle

Realisiert werden soll die Welle durch einen temporären Aufstau. Dieser wird laut Vereinsangaben durch ein vollständig versenkbares Wehr ermöglicht. So werde das notwendige Gefälle für die Welle erreicht. Gleichzeitig lasse sich das Wehr an die Unterwasserhöhe anpassen. Diese Technik habe keinen Einfluss auf die Wasserenergie-Gewinnung oder die Wassermengensteuerung. Ökologisch wertvollen Nischen blieben voll erhalten, ebenso die Artendurchgängigkeit mit Ausnahme der Betriebsstunden.

Über die Kosten haben die Planer bisher noch keine Angaben gemacht. Eine detaillierte Kostenplanung soll im Frühjahr vorgelegt werden.

Wie geht es mit dem Projekt weiter?

„Seid der letzen Pressekonferenz arbeiten wir mit unseren Partnern an den konkreten Plänen für die Anträge und die Realisierung. Es werden sich hier und da noch Kleinigkeiten ändern oder ergeben, aber im großen Ganzen geht es gut voran“, berichtet Heybey.

Der nächste Schritt sei nun eine fertige Planung mit qualifizierter Kostenschätzung. „Denn erst wenn der Kostenrahmen valide steht, können wir uns um die Finanzierung kümmern. Sponsoren, Crowdfounding, Foundraising, für all diese Möglichkeiten ist eine fixe Zahl die Grundlage. Bis diese Zahl feststeht sind noch eine Menge Gutachten, Gespräche zu führen und Hürden zu überspringen. Aber wir sind zuversichtlich, dass unser Traum wahr wird!“

 

Bildernachweise: Cityförster (Header), Lutz Beyer (2)

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