Einer für alle - Alle gegen Kiteverbote

von Friederike Hiller

Viele Kitesurfer, ein Ziel: Die Akzeptanz für sich und ihren Sport in der Politik bewirken, Vorurteile abbauen und den bisher wenig gemeinschaftlich organisierten Kitern eine Stimme geben. „Love it like a local“ ist von einer Initiative zum Verein geworden. Lars Schwauna, Mitbegründer von Love it like a local (Lilal), ist am 10. Februar zusammen mit Lilal-Schirmherr Mario Rodwald, Jürgen Vogt, Geschäftsführer Global-Kitesurf-Association und einer Gruppe von Kitesurfern bei Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) zu Gast. Es soll über einen Lösungsvorschlag diskutiert und ein Konsens gefunden werden, wie sich der Trendsport mit Vogelschutz vereinbaren lässt.

Er ist nur wenige Tage alt und hat bereits großen Zuspruch. Love ist like a local, kurz Lilal, ist seit dem 29. Dezember ein eingetragener Verein, am 1. Januar startete der Aufruf, Mitglied zu werden. Nach fünf Tagen waren es bereits 299.

Dieses Engagement zeigt sich auch in der aktuellen Diskussion um Kiteverbots-Zonen. Etwa 21.500 Kitesurfer hatten mit ihrer Unterschrift gegen ein generelles Kiteverbot im Wattenmeer protestiert. Die Liste überreichte die Global Kitesurf Association am Dienstag. Zu der Protestaktion hatte der Verein Cuxkiter aufgerufen, nachdem mit einer neuen Verordnung das Befahren der Bundeswasserstraßen in Nationalparks geregelt werden sollten und dies zu Kiteverboten an der Westküste führen würde. Dies würde laut Nationalparkamt dem Vorgelschutz dienen.

Der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz in Tönningen hatte bereits mit Surf-Schulen, Naturschützern und Gemeinden an der Nordseeküste über Kite-Zonen und Kite-Verbots-Zonen verhandelt. Danach solle es vor Sylt an der Westküste weiterhin Kitezonen geben, die Ostseite kitefrei bleiben. Auch das von Kitern befahrbare Revier in St.-Peter-Ording würde sich verkleinern. Weitere Beschränkungen sind vorgesehen, so beispielsweise auch bei Nordstrand und Pellworm.

Der SHZ zitierte Habeck: „Ob auf einem möglichen Antrag an den Bund letztendlich ein generelles Verbot mit sehr großzügigen Ausnahmegebieten steht oder man es umdreht und einzelne Verbotszonen wählt, ist nicht abschließend entschieden. Faktisch wird es aber aufs Gleiche hinauslaufen: große Kitegebiete und daneben Ruhezonen für die Natur.“

Einschränkungen für die Kitesurfer soll es nach Habecks Plänen aber nicht nur für die Nord- sondern auch für die Ostsee geben. Es ist ein Kiteverbot in neun Naturschutzgebieten, wie etwa Heidkate an der Kieler Außenförde, sowie ein Kitesurf-Verzicht im Winter in 17 Vogelgebieten geplant.

Lilal-Vereinssprecher Martin Motzek prangert die Ungleichbehandlung der Wassersportler an, da sich die Verbote nur auf Kitesurfer beziehen.

Im Schwarm gegen das Kiteverbot

Alles begann mit einer Idee von Lars Schwauna und Fabian Sösemann. Müll der anderen Strandtouristen soll eingesammelt werden, daher planten sie eine grenzübergreifende Aktion im Verbund mit den Verbänden aus Holland und Dänemark.

Für den Respekt gegenüber der Natur, den Mitmenschen und Regeln steht der mittlerweile eingetragene Verein auch weiterhin ein. Doch als im Oktober Lilal die erste Bundes-Kite-Konferenz in Kiel ins Leben rief, stand vor allem ein anderes Thema im Vordergrung: drohende Kiteverbote.

„Das Problem ist, dass viele Kiter unorganisiert sind. Wir aber einen organisierten Widerstand brauchen“, erklärt Moritz Brameier, Vorsitzender von Lilal, wie es zur Vereinsgründung kam. Der 20-jährige Student kitet seit drei Jahren und engagierte sich sofort. Die Schirmherrschaft hat Mario Rodwald übernommen.

Das Kiteverbot werde zunehmend von Naturschutzorganisationen forciert. „Der Nabu verbreitet die Information, dass die Kites von Vögeln als Greifvögel angesehen werden“, erklärt Moritz Brameier. Allerdings spreche dagegen, dass ein normaler Kite gerade mal 20 Meter über dem Wasser fliege und somit nicht in den relevanten Höhen. Eine weitere Annahme, dass die Geschwindigkeit der Kitesurfer zu Problemen führen könnte, sieht der Vorsitzende ebenso nicht als gegeben an. „Keiner fegt mit 100 km/h über das Wasser.“ Auch Christine Bönniger habe erklärt, dass sie als Profi es nicht wirklich schaffe, über 50 km/h zu kommen.

Im Positionspapier des Nabu heißt es: „Konflikte zwischen Naturschutz und Kitesurfen sind vor allem auf die Scheuchwirkung zurückzuführen, welche von Kitesurfern auf Vögel und auch Seehunde ausgeht. Hierbei kommt dem Segel eine besondere Bedeutung zu, da dieses weit sichtbar ist, gleichzeitig dicht über dem Boden stehen kann und von Vögeln offenbar für einen Greifvogel gehalten wird. In Verbindung mit der hohen Geschwindigkeit der Kitesurfer löst der Anblick instinktiv eine Fluchtreaktion aus. Wissenschaftliche Studien über die Auswirkungen des Kitesurfens auf Vögel und Meeressäuger im Wattenmeer fehlen bisher. In einigen Bereichen des Wattenmeers wird regelmäßig beobachtet, dass Rastvogelschwärme durch Kitesurfer aufgescheucht werden.“

Leider sei zu wenig Wissen über die realen Kitebedingungen in der Politik zu finden, bedauert Moritz Brameier. Das will der Verein nun ändern und aufklären. „Wir werden gerne auf die Politik zugehen und dafür kämpfen, dass Kitesurfen erlaubt bleibt.“

Und mit noch einem Voruteil räumt der Vorsitzende auf. Das Bild vom groben Kiter sei schief: „Die Leute helfen sich am Strand, Fußgänger schauen gerne zu und niemand fährt in einen Schwarm von Vögeln rein.“

„Kiter lassen sich relativ einfach steuern. Sie sind da, wo es Parkplätze und einen guten Einstieg ins Wasser gibt.“ So lasse sich in einem guten Miteinander schnell praktische Lösungen finden.

Kiter sind relativ einfach zu steuern.

Kitesurfern eine Plattform geben

Auch die Kiter sollen für das Problem Kiteverbot sensibilisiert werden. Love it like a local soll zudem eine Plattform sein, auf der sich Kiter austauschen können. „Es wird demnächst ein internes Forum geben“, erklärt Moritz Brameier.

Um die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen, plant der Verein eine Pressekonferenz abzuhalten. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.

 

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Bildernachweis: Moritz Brameier

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