„Ein großer Augenblick für jeden Segler“

von Friederike Hiller

Die Anspannung fällt ab, Müdigkeit macht sich breit. Zeit: Schlaf nachzuholen und zu analysieren, was auf dem Weg von Cowes, durch den Solent und Ärmelkanal, um den Fastnet Rock in der Irischen See und zurück nach Plymouth beim Rolex Fastnet Race passiert ist. Ein Härtetest für Crew und Yachten – auch beim Offshore Team Germany auf der „Einstein“.

Dass Frauen zum Offshore-Segeln dazugehören zeigten einige Seglerinnen in Mixed-Crews. So auch die Weltumseglerin Annie Lush auf der Imoca Open 60 „Einstein“. Sie ist Teil des Offshore Team Germany und kam mit Skipper Robert Stanjek und Navigator Conrad Colman als 16. ins Ziel. Zu fünft segelten sie die Hochsee-Premiere der neu getauften und mit einem Komplett-Refit versehenen „Einstein“. Noch bei der Taufe hatte sich Annie Lush gewünscht, dass sie das Boot auf einen guten Kurs bringe. Die Fastnet Regatta zeigte, dass es funktionierte. Zwar fehlten noch die Foils aber die „Einstein“ bewies, dass sie schnell unterwegs ist. „Es war ein sehr erfolgreicher Test“, sagte Team-Manager Jens Kuphal. Im Gegensatz zur „Tutima“ umrundete die „Einstein“ mitten in der Nacht den Felsen – kurz vor ein Uhr. „Es war ein fantastischer Moment. Ein großer Augenblick für jeden Segler.“ Nach zwei Tagen, drei Stunden, 28 Minuten und 33 Sekunden überquerten Robert Stanjek, Conrad Colman und die weitere Crew Annie Lush, Ian Smyth und Phillip Kasüske die Ziellinie und ließen einige Foiler hinter sich.

Foto: OTG

„Ich bin sehr müde, aber sehr glücklich“

Auf den letzten Meilen wurde es noch einmal spannend. Die raffinierte Taktik der Crew mit der Erfahrung aus Weltumseglung und olympischen Bootsklassen zahlte sich aus. So konnten sie noch vor dem Ziel drei Konkurrenten hinter sich lassen. Darunter auch das „Team Brunel“, das am Fastnet Rock noch fast eine Stunde Vorsprung hatte und dann doch die „Einstein“ vorbeiziehen sah. „Annie Lush hat das Boot in jeder Phase nachgetrimmt und immer wieder nach vorne gepusht, und Phillip Kasüske ist den Imoca fast so gefahren wie einen Finn“, sagte Kuphal. Phillip Kasüske freute sich, es sei „mega geil“ auf dem Boot.„Ich bin sehr müde, aber sehr glücklich. Wir sind in dieser Konstellation das erste Mal zusammen gesegelt und haben uns top geschlagen. Man kann immer etwas verbessern, aber fundamentale Fehler haben wir nicht gemacht. Ich bin froh, hier an Bord zu sein“, fasste Annie Lush zusammen. Sie richtet ihr Augenmerk auf jedes Detail, tüftelt, um noch ein bisschen mehr Geschwindigkeit aus dem Boot herauszuholen. Auch Flautephase bedeuten für sie keine Ruhepause. So nutzte sie auch die Flaute beim Fastnet Race, um zu schauen, was noch aus der Imoca herauszuholen ist. Mit Akribie ist sie nicht nur an Bord dabei - sie schafft es auch die Rolle als Seglerin mit der Rolle als Mutter zu vereinen.

Foto: OTG

Ein echtes Vergnügen

Die Fünf-Personen-Crew hat ihre erste Herausforderung bestens gemeistert. „Es ist sehr intensiv, denn fünf Mann sind kein großes Team. Jeder hat zu kämpfen. Man muss ein sehr gutes Energie-Management haben“, erklärte Skipper Robert Stanjek. „Das Fastnet Race hat uns einen Einblick gegeben, wie das Ocean Race sein wird. Es fühle sich mit der Crew an wie Solo-Segeln, erklärte Vendee Globe Segler Conrad Colman. „Aber wir haben viel mehr Hände, um an den Schoten zu ziehen, mehr Leute, um die Taktik zu diskutieren. Man kann sich motivieren und in den entscheidenden Momenten zusammenarbeiten. Wenn das so beim Ocean Race ist, dann ist es ein echtes Vergnügen.“

Bildnachweis Titelfoto: OTG/ Felix Diemer

Foto: OTG

Zurück

Wir verwenden eigene Cookies und Cookies von Drittanbietern aufgrund unseres berechtigten Interesses an zielgerichteter Werbung (Art. 6 Abs. 1 lit f DSGVO). Näheres in unserer Datenschutzerklärung.
Mehr erfahren